Geschrieben von:  Lars Molzberger

Um was geht es?  Der Anschluss an die Staatsbahn in Tegel

Was sagt das Beitragseinleitungsfoto aus?   Das Anschlussgleis nach Tegel Hafen ist hinter dem Heck des VW Käfers zu sehen, der auf der Schloßstraße fährt. Das rechte Gleis ist das Streckengleis nach/von Lübars. Foto Sammlung Dummer, 1960er Jahre

 

Von der Staats- zur Privatbahn - Das Anschlussgleis Tegel Gbf—Tegel Hafen

 

Ein Großteil des Güterumschlags auf der ITF erfolgte zwischen Schiff und Bahn. Trotzdem legte der Landkreis Niederbarnim bei der Projektierung der Industriebahn von vornherein Wert darauf, dass die Strecke an die Staatsbahnstrecken angebunden wurde. Neben der Stettiner Bahn in Blankenburg gab es eine weitere Anbindung an die Kremmener Bahn ausgehend vom Güterbahnhof Tegel. Diese Anbindung ging vermutlich am 31. Oktober 1908 (am gleichen Tag wie der Abschnitt Tegel Hafen—Lübars) in Betrieb. Sie hatte eine Betriebslänge von 0,937 m, also knapp einen Kilometer.

Bis 1929 war das Anschlussgleis vermutlich eine eingleisige Anbindung ohne zusätzliche Infrastruktur. Das gestiegene Güteraufkommen zwischen den beiden Bahnverwaltungen zwang zu Erweiterungen der Gleisinfrastruktur. In der Bahnhofsdienstanweisung des Bahnhofs Tegel der Deutschen Reichsbahn vom 1. Dezember 1929 wird von einer fertiggestellten  Güteranschlußgleisanlage gesprochen. Es war eine zweigleisige Übergabestelle, die am Bahnübergang Posten 6 an der damaligen Hermsdorfer Straße (seit dem 6. August 1937 Waidmannsluster Damm) begann und eine Nutzlänge von 192 m aufwies. Knapp 8 Jahre später wurde ein erweiterte Dienstanweisung erlassen.Im Folgenden können Sie die Regeln für die Bedienungsfahrten lesen (die Änderungen von 1937 sind in roter Schrift hervorgehoben)[1]:

Dienstanweisung vom 1. Dezember 1929  Dienstanweisung vom 6. August 1937

Dienstanweisung

für die Bedienung des Güteranschlußgleises zur Verbindung des Kleinbahnhofs Tegel-Hafen mit dem Reichsbahnhof Tegel.

 

I. Allgemeines.

 

Zwischen dem Bahnhof Tegel-Hafen, der Kleinbahn Tegel-Friedrichsfelde und dem Reichsbahnhof Tegel ist die in dem angehefteten Lageplan dargestellte Güteranschlußgleisanlage fertiggestellt worden.

Das östliche Gleis (47) ist für die Reichsbahn Übergabe-, das westliche (48) Übernahmegleis Die Übergabezüge werden vom Bahnhof Tegel nach dem Gleis 47 geschoben. Über die Übergabestelle hinaus darf nicht gefahren werden, auch darf der Hermsdorfer Überweg nicht längere Zeit gesperrt werden.

 

II. Regelung der Fahrten.

 

Die Zuführung und Abholung der Wagen nach und von den Übergabegleisen erfolgt durch Lokomotiven der Reichsbahn. Vor Beginn der Bedienungsfahrten haben sich der Fahrdienstleiter im Stellwerk Tgl und der zuständige Beamte der Industriebahn die Übergabezüge mittels Fernspruchs in folgender Form anzubieten: „Wird Übergabezug bis zur Übergabestelle angenommen?“ Ist der angerufene Beamte damit einverstanden, daß die Übergabefahrt stattfinden kann, so antwortet er:

„Übergabezug bis zur Übergabestelle ja.“ Stehen der Fahrt Hindernisse entgegen, so antwortet der angerufene Beamter „Nein, warten« und benachrichtigt den anrufenden Beamten von dem Grund der Ablehnung.

Ist dieser beseitigt, so nimmt der Beamte den Übergabezug durch den Fernsprecher „Jetzt Übergabezug ja“ an. Der Fahrdienstleiter in Tgl benachrichtigt dann die Güterabfertigung, das Stellwerk Tnb und die Schrankenwärter in Bude 5 und 6 von der bevorstehenden Abblassung des Übergabezuges.

 

Die Rückkehr des Übergabezuges hat der Rangierleiter dem Fahrdienstleiter auf Fernsprecher von Bude 6 anzubieten. Bevor der Fahrdienstleiter den Übergabezug annimmt, hat er den Stellwerkwärter in Tnb und den Schrankenwärter in Bude 5 zu benachrichtigen, damit letzterer die Schranken der August-Müller-Straße schließt und ersterer für die richtige Stellung der Weichen sorgt. Für das rechtzeitige Schließen der Schranken am Hermsdorfer Überweg ist der Rangierleiter verantwortlich Zwischen den beteiligten Stellen ist der Übergabezug zurückzumelden ,,Übergabezug hier“.

 

Der Wortlaut aller Meldungen ist von dem angerufenen Beamten zu wiederholen. Die Meldungen sind in das Fernsprechbuch einzutragen.

 

Die Bedienungszeiten des Anschlusses sind durch das Verkehrsamt nach Vereinbarung mit der Industriebahn festgesetzt und werden in den Bedienungsplan des Bahnhofs Tegel aufgenommen.

 

III. Bedienung der Weichen, Besetzung der Bremsen, Sicherung

stillstehender Fahrzeuge.

 

Die Weichen 53 und 61 werden durch den Stellwerkwärter in Tnb gestellt. Die mit einem „R“ bezeichnete Weiche 1 wird vom Rangierpersonal unter Verantwortung des Rangierleiters gestellt, die doppelte Kreuzungsweiche, die Weichenhandverschlüsse und die Sperrbäume werden vom Personal der Industriebahn bedient, das auch die zugehörigen Schlüssel in Verwahrung nimmt.

Befinden sich in einem Übergabezuge mehr als 10 Achsen, dann muß der vierzehnte Teil der Wagenachsen gebremst werden. Die auf den Übergabestellen aufgestellten Wagen müssen unter sich gekuppelt und gegen unbeabsichtigte Bewegung durch die Handbremsen und Radvorleger festgestellt werden Für die Ausführung dieser Anordnung ist der Rangierleiter und der Schrankenwärter am Hermsdorfer Überweg verantwortlich. Der Hermsdorfer Überweg muß freibleiben.

 

IV. Übergabe der Wagen und Güter.

 

Die Übergabe der Wagen und Güter erfolgt auf den Übergabestellen nach §4 des Übereinkommens betreffend die gegenseitige Wagenbenutzung. Hierzu hat die Güterabfertigung der Reichsbahn und die Industriebahn je einen Bediensteten nach der Übergabestelle zu entsenden, wenn ihnen die Mitteilung von der bevorstehenden Ablassung des Übergabezuges zugegangen ist.

 

 

Der Nachweis des Bahnhofs Tegel über die auf die Anschlußbahn übergegangenen und von dort zurückgekehrten Wagen wird von der Güterabfertigung Tegel geführt. Die Feststellung, ob die Wagen nach § 14 des U.W.Ü. übergangsfähig sind, obliegt dem Rangierleiter.

 

V. Schlußbestimmungen

 

Abdruck dieser Dienstanweisung erhalten: Bahnhof Tegel 10) Stück, Güterabfertigung Tegel und Bahnmeisterei 69 je 2 Stück, die Industriebahn 5 Stück, das Verkehrsamt 2, das Maschinenamt 2 Leb und das Bahnbetriebswerk Stb je 4 Stück. Änderungen dieser Vorschriften sind gegebenenfalls beim Betriebsamt 6 zu beantragen.

Dienstanweisung

für die Bedienung des Güteranschlußgleises zur Verbindung des Kleinbahnhofs Tegel-Hafen mit dem Reichsbahnhof Tegel.

  1. Allgemeines.

Zwischen dem Bahnhof Tegel-Hafen, der Niederbarnimer Eisenbahn AG und dem Reichsbahnhof Tegel besteht  die anliegenden Lageplan dargestellten Anschlußgleisanlagen.

Das östliche Gleis 3 ist für die Reichsbahn Übergabe-, das westliche Gleis 4 Übernahmegleis Die Übergabezüge werden vom Bahnhof Tegel nach dem Gleis 3 gezogen und zurück vom Gleis 4 nach dem Bf Tegel geschoben. Über die Übergabestelle hinaus darf nicht gefahren werden, auch darf die Hermsdorfer  Straße nicht längere Zeit gesperrt werden.

  1. Regelung der Fahrten.

Die Zuführung und Abholung der Wagen nach und von den Übergabegleisen erfolgt durch Lokomotiven der Reichsbahn. Vor Beginn der Bedienungsfahrten haben sich der Fahrdienstleiter im Stellwerk Tgl und der zuständige Beamte der Industriebahn die Übergabezüge mittels Fernspruchs in folgender Form anzubieten: „Wird Übergabezug bis zur Übergabestelle angenommen?“ Ist der angerufene Beamte damit einverstanden, daß die Übergabefahrt stattfinden kann, so antwortet er:

„Übergabezug bis zur Übergabestelle ja.“ Stehen der Fahrt Hindernisse entgegen, so antwortet der angerufene Beamte „Nein, warten“ und benachrichtigt den anrufenden Beamten von dem Grund der Ablehnung.

Ist dieser beseitigt, so nimmt der Beamte den Übergabezug durch den Fernsprecher „Jetzt Übergabezug ja“ an. Der Fahrdienstleiter in Tgl benachrichtigt dann die Güterabfertigung, das Stellwerk Tnb und die Schrankenposten 5, 5a und 6 von der bevorstehenden Ablassung des Übergabezuges.

Die Rückkehr des Übergabezuges hat der Rangierleiter dem Fahrdienstleiter auf Fernsprecher von Posten 6 anzubieten. Bevor der Fahrdienstleiter den Übergabezug annimmt, hat er den Wärter in Tnb und den Schrankenwärter in Bude 5 und 5a  zu benachrichtigen, damit letztere die Schranken der Dietrich-Eckart-Straße schließen und der Wärter in Tnb für die richtige Stellung der Weichen sorgt. Für das rechtzeitige Schließen der Schranken an der Hermsdorfer Straße ist der Rangierleiter verantwortlich. Der Wortlaut der Meldungen ist von dem angerufenen Bediensteten zu wiederholen. Die Meldungen sind in das Fernsprechbuch einzutragen. Die Übergabezüge führen keinen Zugschluß und werden nicht zurückgemeldet.

In der Regel verkehren werktäglich in jeder Richtung 3 Übergabezüge. Die Bedienungsfahrten werden durch den Bedienungsplan bekannt gegeben.

Die Beförderung der Wagen zwischen Bf Tegel-Hafen und den Übergabegleisen obliegt der Kleinbahn. Die Kleinbahnlok zieht die Übergabezüge in beiden Richtungen. Für den Wechsel der Kleinbahnlok an der Übergabestelle wird folgendes bestimmt: Trifft der Übergabezug der Kleinbahn vor der Zuführung der Reichsbahn im Gleis 4 ein, und ist die Ablassung des Übergabezuges der Reichsbahn zum Posten 6 vom Fdl Tgl noch nicht gemeldet, wovon der Rangierleiter der Kleinbahn durch mündlichen Auftrag  beim Schrankenposten 6 sich zu überzeugen hat, dann rangiert die Kleinbahnlok sofort durch Gleis 3 bis hinter die Kreuzungsweiche 2. Für die Verständigung des Schrankenwärters ist der Rangierleiter der Kleinbahn verantwortlich. Der Überweg Hermsdorfer Straße darf von Lz der Kleinbahn nur befahren werden, wenn die Schranken geschlossen sind.

Trifft der Übergabezug von der Kleinbahn später ein, bleibt die Kleinbahnlok im Gleis 4 vor der Halttafel für die Kleinbahnlok halten, bis der Übergabezug von der Reichsbahn im Gleis 3 zum Halten gekommen ist.

Alsdann fährt die Kleinbahnlok über die Hermsdorfer Straße in das Stumpfgleis vor und wartet hier, bis der Übergabezug nach der Reichsbahn abgefahren und Gleis 4 frei ist. Bevor die Kleinbahnlok aus dem Stumpfgleis durch Gleis 4 vor die zu übernehmenden Wagen vorfährt, ist der Straßenverkehr durchzulassen. Der Rangierleiter der Kleinbahn hat den Schrankenwärter vor jeder Fahrt über die Hermsdorfer Straße zu benachrichtigen. Der Überweg Hermsdorfer Straße darf von der Kleinbahnlok erst befahren werden, wenn die Schranken geschlossen sind.

III. Bedienung der Weichen, Besetzung der Bremsen, Sicherung

stillstehender Fahrzeuge.

Die Weichen 53 und 61 werden durch den Stellwerkwärter in Tnb gestellt. Die mit einem „R“ bezeichnete Weiche 1 wird vom Rangierpersonal unter Verantwortung des Rangierleiters gestellt, die doppelte Kreuzungsweiche, die Weichenhandverschlüsse und die Gleissperren werden vom Personal der Kleinbahn bedient, die auch die zugehörigen Schlüssel in Verwahrung nimmt.

Befinden sich in einem Übergabezuge mehr als 10 Achsen, dann muß der vierzehnte Teil der Wagenachsen gebremst werden. Die auf den Übergabestellen aufgestellten Wagen müssen unter sich gekuppelt und gegen unbeabsichtigte Bewegung durch die Handbremsen und Radvorleger festgestellt werden Für die Ausführung dieser Anordnung ist der Rangierleiter, der den Übergabezug anbringt verantwortlich. Der Hermsdorfer Überweg muß freibleiben.

  1. Übergabe der Wagen und Güter.

Die Übergabe der Wagen und Güter erfolgt auf den Übergabestellen nach §3 des Übereinkommens betreffend die gegenseitige Wagenbenutzung. Hierzu hat die Güterabfertigung der Reichsbahn und der Kleinbahn je einen Bediensteten nach der Übergabestelle zu entsenden, wenn ihnen die Mitteilung von der bevorstehenden Ablassung des Übergabezuges zugegangen ist.

Der Nachweis des Gbf Tegel über die auf die Anschlußbahn übergegangenen und von dort zurückgekehrten Wagen wird von der Güterabfertigung Tegel geführt. Die Feststellung, ob die Wagen lauffähig sind, obliegt dem Rangierleiter. Beschädigte Wagen müssen vor der Zuführung den Schadenzettel erhalten (§ 6 der Wagenuntersuchungsvorschriften). Wird der Schaden erst bei der Übergabe festgestellt, so hat der übergebende Rangierleiter die Beschädigung anzuerkennen. Der Schadenzettel ist in diesem Falle nachträglich im Bahnhof anzubringen.

  1. Schlußbestimmungen

Abdruck dieser Dienstanweisung erhalten: Bahnhof Tegel 10) Stück, Güterabfertigung Tegel und Bahnmeisterei 69 je 2 Stück, die Industriebahn 5 Stück, das Verkehrsamt 2, das Maschinenamt 2 und das Bahnbetriebswerk Stb je 4 Stück. Änderungen dieser Vorschriften sind gegebenenfalls beim Betriebsamt 6 zu beantragen.

Aufgestellt

Bahnhof Tegel, den 6.8.1937

Der Dienstvorsteher

Altmann

Die Übergabegleise 1938. Plan Archiv Lars MolzbergerDie Übergabegleise 1938. Plan Archiv Lars Molzberger

 

Ländliche Idylle in Tegel 1949. In Höhe der Fußgänger verläuft die Anschlusskurve von und zum Güterbahnhof Tegel. Rechts das Streckengleis Richtung Friedrichsfelde. Archiv postmaxe.deLändliche Idylle in Tegel 1949. In Höhe der Fußgänger verläuft die Anschlusskurve von und zum Güterbahnhof Tegel. Rechts das Streckengleis Richtung Friedrichsfelde. Archiv postmaxe.de

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Übergabegleise rückgebaut. Auf einen Gleisplan von 1947 sind sie noch vorhanden. Möglicherweise erfolgte der Rückbau mit den Grenzsicherungsmaßnahmen der DDR am 13. August 1961. Ein Verkehrsrückgang durch die Grenzschließung war die logische Folge, sodass die entsprechende Infrastruktur nicht mehr benötigt wurde.

 

Anschlussgleis Tegel Hafen—Tegel Gbf 1947. Unten rechts ist die zweigleisige Übergabe noch vorhanden. Plan Sammlung Sven HannemannAnschlussgleis Tegel Hafen—Tegel Gbf 1947. Unten rechts ist die zweigleisige Übergabe noch vorhanden. Plan Sammlung Sven Hannemann

 

Neue Verkehrsführung in Tegel – Das Anschlussgleis verläuft durch einen Friedhof

Die Zeichung beschreibt die Umgestaltung der Verkehrsinfrastruktur Tegel. 1974 Zeichnung Wetterhahn †, mit freundlicher Genehmigung der Berliner VerkehrsblätterDie Zeichung beschreibt die Umgestaltung der Verkehrsinfrastruktur Tegel. 1974 Zeichnung Wetterhahn †, mit freundlicher Genehmigung der Berliner VerkehrsblätterAnfang der 1970er Jahre spitzte sich die Verkehrssituation in Tegel zu. Durch den immer stärker werdenden Straßenverkehr kam es zu starken Rückstaus an den beiden niveaugleichen Bahnübergängen Gorkistraße und Waidmannsluster Damm. Außerdem konnte man seit der Außerbetriebnahme des Tegeler Hafens am 1. Januar 1972 auf die westlich der Kremmener Bahn liegenden Teile der ITF verzichten. Die Bedienungsfahrten Richtung Lübars konnten vereinfacht werden, da zukünftig der Richtungswechsel (kopfmachen) in Tegel Hafen entfiel. Dafür entfiel die Niveaufreiheit der Streckenanbindung der ITF im Güterbahnhof Tegel. Das neue Gleis kreuzte das durchgehende Hauptgleis der Strecke Tegel—Heiligensee niveaugleich. Es schwenkte dann nach Osten Richtung Ziekowstraße durch den städtischen Friedhof. Es stellt sich die Frage, ob es pietätvoll ist, eine Bahntrasse durch Friedhofsgelände zu führen? Das Reststück der ITF war durch den Bau des Heizkraftwerks an der Wallenroder Straße in Lübars bedeutend für die Fernwärmeversorgung großer Teile des Bezirks Reinickendorfs. Da galt es, die Interessen gegeneinander abzuwägen und für die notwendige Versorgung der Haushalte mit Fernwärme ein Teil des Friedhofs zu entwidmen.

Bei der Zeichnung links ist dem Urheber zwischen den Punkten 5 und 6 ein Fehler unterlaufen: Es muss Industriebahn Tegel—Friedrichsfelde und nicht Friedrichsdorf heißen. Der unter Punkt 7 genannte Fußgängertunnel an der Gorkistraße wurde nicht realisiert, obwohl er seit Mitte der 1920er Jahre ständig in Planungen für die niveaufreie Trennung der Verkehrsinfrastruktur erwähnt wird.

1976 war noch nicht viel vom Umbau zu sehen. Links die Verbindungskurve in Höhe des Po 6 Waidmannsluster Damm Richtung Tegel Hafen gesehen. 18. Juli 1976. Foto Peter Bley 1976 war noch nicht viel vom Umbau zu sehen. Links die Verbindungskurve in Höhe des Po 6 Waidmannsluster Damm Richtung Tegel Hafen gesehen. 18. Juli 1976. Foto Peter Bley Am 14. Dezember 1978 nahm die neue Verbindungskurve den Betrieb auf.[2] Die ursprüngliche Kurve blieb vorerst in Betrieb für die noch vorhandenen Bedienungsfahrten zum Tegel Hafen. Nach [2] wurde der Anschluss der Humboldmühle noch bis Ende März 1979 gelegentlich bedient. Erst die Streichung des Bahnhofs Tegel Hafen als Tarifbahnhof für den Güterverkehr ermöglichte die Außerbetriebnahme der Verbindungskurve. Anfang April 1979, also nach etwas über 70 Jahren in Betrieb, ging die Verbindungskurve außer Betrieb und wurde rückgebaut.

Der Autobahnbau 1985 in Tegel. Rechts der Abzweig zur ITF. Links im Bild die als Ersatz für den aufgegebenen Güterbahnhof Tegel Hafen geschaffene Ladestelle Nord, die sogar mal benutzt wurde. Archiv Postmaxe.deDer Autobahnbau 1985 in Tegel. Rechts der Abzweig zur ITF. Links im Bild die als Ersatz für den aufgegebenen Güterbahnhof Tegel Hafen geschaffene Ladestelle Nord, die sogar mal benutzt wurde. Archiv Postmaxe.deDie neue Verbindungskurve blieb unverändert bis zur Einstellung des Betriebs auf dem ITF-Teilstück 1997 in Betrieb. Die letzte dokumentierte Fahrt war die Überführung eines S-Bahn-Zugs der BR 275/475 am 21. November 1998 zur ehemaligen Güterladestelle Lübars. Bis auf einen kurzen Gleisrest, der den Flankenschutz für die Einfahrten von Heiligensee in den Bahnhof Tegel gewährleistet, ist das Gleis komplett rückgebaut. Mit der Inbetriebnahme des ESTW Tegel im Herbst 2021 wird auch dieses Überbleibsel der ITF überflüssig, sodass im Bahnhof Tegel nichts mehr an die vormalige Industriebahn erinnert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der gegenwärtige Zustand

 

 

Der Abzweig zur ITF im Bahnhof Tegel. Auf dem Gleisrest steht ein havariertes Fahrzeug der BR 481. Bei der Neugestaltung der Infrastruktur für das ESTW Tegel erfolgt der Rückbau dieses Reststücks der ITF. 20. September 2012. Foto Lars Molzberger

 

Der verrostete Schirm war das Signal So 16, das dem Triebfahrzeugführer die Sicherung des folgenden Bahnübergangs anzeigte. So 16a zeigte oben ein weißes Licht  und unten zwei waagerecht angeordnete gelbe Lichter, wenn der Bahnübergang technisch gesichert war. War der Bahnübergang nicht technisch gesichert, zeigte das Signal So 16b nur die gelben Lichter.[3] Der Bahnübergang Ziekowstraße war technisch durch Halbschranken gesichert. 30. November 2019. Foto Lars Molzberger

 

Hier ist wieder ein Gleisrest. Dieser Wegübergang gehört zu einem Rad-/Fußweg, der die Wilhelm-Blume-Allee mit dem Waidmannsluster Damm verbindet. 30. November 2019. Foto Lars Molzberger

 

 

Trasse der ITF in Höhe des Städtischen Friedhofs. Obwohl schon über 20 Jahre außer Betrieb, ist die Trasse doch noch bemerkenswert frei von Bewuchs. 30. November 2019. Foto Lars Molzberger

 

 Woher stammt das Wissen?

 

[1] Bahnhofsdienstanweisung des Bahnhofs Tegel, gültig ab 1. Dezember 1929

[2] Berliner Verkehrsblätter 05/1979, Kurzmeldungen Seite 122

[3] DV 301Signalbuch der Deutschen Reichsbahn, gültig ab dem 1. Oktober 1971, Seiten 153-154

Veröffentlicht am 13. September 2020